Drachensteigen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. April 2010, 09:34 Uhr
Obwohl Drachensteigen zu jeder Jahreszeit möglich ist, lassen Drachenfans aller Altersgruppen vor allem im Herbst im ganzen Land ihre Drachen steigen. Für viele ist mehr als ein Freizeitvergnügen. Allerdings sieht es oft einfacher aus, als es wirklich ist.
Wer Spaß haben möchte, sollte darauf achten, dass sein Drache einwandfrei gebaut, das ausgesuchte Gelände geeignet ist und der Wind dem Flugobjekt entspricht. Außerdem gilt es wichtige Sicherheitsvorschriften zu beachten.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Bevor es wirklich los geht, musst du entscheiden, ob du deinen Drachen selbst basteln oder einen kaufen möchtest. Das Angebot ist riesengroß.
Geschichte
Drachen wurden erstmals in China im 5. Jahrhundert vor Christus (v. Chr.) geschichtlich erwähnt. Sie könnten jedoch schon älter sein.
Die ersten Drachen bestanden aus Seide und Bambusstäben. Eine Verbreitung gelang aber erst, als diese teuren Materialien von Papier ersetzt wurden. Es wird angenommen, dass Drachen im 2. Jahrhundert v. Chr. über den Handel mit Papier nach Japan und Korea gelangten.
Damals glaubten die Menschen, Drachen könnten ihre Bitten und Wünsche zu den Göttern tragen. So haben sich viele Feste z.B. das japanische Neujahrsfest entwickelt, bei denen die Menschen noch heute Drachen steigen lassen.
Im 16. Jahrhundert n. Chr. kamen Drachen durch den Handel mit fernöstlichen Ländern nach Europa. Seit anfang des 18. Jahrhunderts werden sie für wissenschaftliche Versuche eingesetzt. Eine bekanntes Experimente mit Drachen führte Benjamin Franklin durch, der die Wirkung von Blitzen erforschte.
Übrigens wurden die ersten Entwicklungen von Fluggeräten deutlich von Drachen beeinflusst.
Kriegsführung
Schon früh wurden Drachen bei der Kriegsführung eingesetzt. Hier einige Beispiele:
- Im alten Japan wurden an Drachen Gegenstände befestigt, die unheimliche Geräusche erzeugten. In der Nacht ließen die Heerführer diese Drachen über ihren Feinden steigen. Diese glaubten, sie würden von bösen Geistern angegriffen.
- Drachen mit speziellen Zeichnungen wurden früher in Korea zur Weiterleitung von Befehlen an ferne Truppen genutzt.
- In Europa konnte mit Hilfe von Drachen bei Belagerung die Entfernung von feindlichen Stellungen bestimmt werden. Die Drachen wurden dabei zum Absturz gebracht. Danach wurden sie eingeholt und die Länge der Schnurr vermessen.
Materialkunde
- dem Drachengewebe
- der Drachenwaage
- dem Waagering, in den der Wirbel an der Drachenleine eingehängt wird.
Drachenarten
In den diversen Spielwarengeschäften, Kaufhäusern oder Drachenfachgeschäften wird eine Vielzahl von Drachen angeboten. Eine gute Beratung empfiehlt sich auf jeden Fall. Das Angebot reicht von Drachen für das Freizeitvergnügen bis hin zum Leistungssport.
Beim Drachenkauf sollten optimal Flugeigenschaften wichtiger als das Aussehen sein.
Entscheidend sind: geringes Gewicht, Widerstand und Stabilität.
Flachdrachen
Für Anfänger empfiehlt sich ein Flachdrachen, wobei größere oft stabiler und ruhiger fliegen als ganz kleine Drachen. Flachdrachen können auch bei wenig Wind steigen. Sie haben nur eine Fläche in einer Ebene (wie z.B. der beliebte Diamant oder das Rechteck) und in der Regel nur eine Leine.
Lenkdrachen
Lenkdrachen gibt es seit 1970. Sie sind erst für Kinder ab dem achten Lebensjahr zu empfehlen. Sie erreichen eine hohe Geschwindigkeit und es ist sinnvoll, diese nur in Begleitung eines Erwachsenen steigen zu lassen. Achte darauf keine anderen Menschen zu gefährend oder Sachen zu beschädigen. Anfangs sollte ein zweileiniger Lenkdrache gewählt werden. Vierleinige erfordern sehr viel Übung und so bleibt anfänglich oft der Spaß auf der Strecke. Es gilt: Lieber etwas einfacher beginnen, bei mäßigem Wind Erfahrungen sammeln.
Beim Lenkdrachen wird in jeder Hand eine Schlaufe oder einen Griff gehalten, an der eine Drachenleine befestigt ist. Durch Zugbewegungen mit der einen oder anderen Hand wird der Drachen gelenkt, ihn steigen oder sinken lassen, aber auch Figuren wie Kurven oder Loopings fliegen. Bei Drachenfesten lassen sich Profi-Lenkdrachenpiloten bei ihrer Kür mit Musik beobachten und bestaunen.
Hightech-Drachen
In den letzten Jahren haben sich so genannte Hightech-Drachen entwickelt. Dabei erreichen manche Drachenmodelle so viel Zug, dass der Pilot schon ein Trapez (Brustgurt) braucht, um die Kräfte zu bändigen. Eine Trendsportart die sich daraus entstand, ist das Kite-Surfen. Hier steht der Sportler auf einem Surfbrett, wird vom Drachen mit hoher Geschwindigkeit über das Wasser gezogen und springt über die Wellen. Durch den Drachen fliegen die Kite-Surfer meterhoch durch die Luft.
Technik
Der Start
Bei normalem Wind ist der Start eher problemlos. Von den ersten Metern an muss sich der Drache allein in der Luft steigend halten können.
Ist der Wind nicht stark genug, bitte eine zweite Person dir zu helfen. Du hälst die Leine, die andere Person stellt sich mit dem Drachen etwa 45 Meter in Windrichtung auf. Der Schwanz des Drachens wird am Boden ausgebreitet, damit er von Anfang an gut fliegt. Halte die Leine schwebend. Macht sich ein leichtes Anheben des Drachens bemerkbar, zieh ein wenig an der Leine an um das Aufsteigen zu verstärken. Die Person, die den Drachen hält, lässt diesen sofort los. Roll die Leine schnell auf oder zieh sie rasch an dich. Mit etwas Übung klappt es sicher!
Die Haspel
Die Haspel kann verschiedene Formen haben. Eingesetzt werden Spulen, Spindeln oder einfache Platten. Die Größe der Platte hängt von der Länge der Drachenschnur ab. Wichtig ist, dass sie keine scharfen Kanten hat, damit die Schnur geschont wird. Außerdem ist eine Aussparung für die Hand unbedingt erforderlich.
Um Verbrennungen oder Schnittwunden durch die Drachenschnur zu vermeiden, empfiehlt es sich beim Drachensteigen Handschuhe zu tragen.
Gelände
Ob das Drachensteigen zum richtigen Spaß wird, hängt maßgeblich von der richtigen Umgebung ab.
Für die Auswahl des geeigneten Geländes gilt: je größer, desto besser und frei von Hindernissen.
Bäume, Hügel und Gebäude sind der Feind jedes Drachenfliegers, denn diese Hindernisse muss der Wind erst umströmen. Ein zehn Meter hoher Baum zum Beispiel verwirbelt den Wind auf 50 Meter Höhe! Die erzeugten Wirbel erschweren das Lenken des Drachens erheblich. Hohes Gras und Löcher im Boden sind nicht optimal.
Wind
Der beste Drache und die perfekte Umgebung nützen Drachensteigern nichts, wenn der Wind zu schwach oder zu stark ist.
Sicherheit
Bei allem Spaß darf nicht darauf vergessen werden, dass ein Drache in Österreich ein Luftfahrzeug (!) im Sinne des Luftverkehrsamtes ist. Für jeden noch so kleinen Papierdrachen gelten daher strenge Sicherheitsvorschriften.
Folgende Regeln solltest du beim Drachensteigen unbedingt beachten:
- Drachen dürfen maximal 100 Meter hoch steigen. Verwende also eine Leine, die kürzer als 100 Meter ist.
- Zu Flugplätzen ist ein Mindestabstand von 6 Kilometer vorgeschrieben. Bei Segelflugplätzen sind es 3 Kilometer.
- Drachenschnüre dürfen kein Metall enthalten. Verwende eine Perlonleine sowie einen Drachen aus Kunststoff und ohne Metall. Diese haben nur eine geringe Leitfähigkeit für den elektrischen Strom.
Besondere Gefahren sind elekrtische Leitungen im Freien wie zum Beispiel Hochspannungsleitungen oder Oberleitungen von Straßen- oder Eisenbahnen.
- Halte einen Mindestabstand von 600 Metern zu ihnen ein.
- Verzichte auf lange Drachenschweife, da sie sich in elektrischen Leitungen und Antennen verheddern können.
Sollte sich ein Drachen in einer Stromleitung verfangen:
- Sofort loslassen und keinenfalls angreifen!
- Verständige das zuständige Elektizitätswerk oder Störungsdienst (diese sind rund um die Uhr erreichbar).
- Unternimm auf keinen Fall selbst Versuche den Drachen zu befreien, denn es besteht Lebensgefahr!
Eine große Gefahr besteht auch bei Gewitter:
- Lasse niemals bei Gewitter ein Drache steigen. Feuchte und nasse Kunststoffschnüre leiten den Blitz zum Drachenhalter. Bei nahendem Gewitter daher den Drachen sofort einholen.
Sonstiges
Tipp: Gute Plätze zum Drachensteigen in Wien sind die Steinhofgründe, Donauinsel, der Donaupark, Wienerberg und der Laaer Berg.