Drachensteigen
Obwohl man Drachensteigen eigentlich zu jeder Jahreszeit betreiben kann, lassen Drachenfans aller Altersgruppen vor allem im Herbst im ganzen Land ihre Drachen steigen. Für viele ist mehr als ein Freizeitvergnügen. Allerdings sieht es oft einfacher aus, als es wirklich ist.
Wer Spaß haben möchte, sollte darauf achten, dass sein Drache einwandfrei gebaut, das ausgesuchte Gelände geeignet ist und der Wind dem Flugobjekt entspricht. Außerdem gilt es wichtige Sicherheitsvorschriften zu beachten.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Bevor es wirklich los geht, musst du entscheiden, ob du deinen Drachen selbst basteln oder einen kaufen möchtest. Das Angebot in den Spielwarengeschäften, Kaufhäusern oder Drachenfachgeschäften ist riesengroß.
Wenn du dich für das Selberbasteln entscheidest, kannst du dabei eine Menge lernen. So kann beim gemeinschaftlichen Basteln in der Familie erste Erfahrungen mit verschiedenen Materialien gemacht werden. Kleine Drachen sind außerdem schnell gebaut und können oft noch am selben Tag ausprobiert werden. Wer seinen Drachen selbst baut und ihn auch zum Fliegen bringt, sammelt dabei noch erste physikalische Erkenntnisse. Und die Freude ist riesig wenn es funktioniert!
Geschichte
Drachen wurden erstmals in China im 5 Jahrhundert vor Christus (v. Chr.) geschichtlich erwähnt. Sie könnten jedoch schon älter sein.
Die ersten Drachen bestanden aus Seide und Bambusstäben. Eine Verbreitung der Drachen gelang aber erst, als diese teuren Materialien von Papier ersetzt wurden. Es wird angenommen, dass Drachen im 2. Jahrhundert v. Chr. über den Handel mit Papier nach Japan und Korea gelangten.
Damals glaubten die Menschen, Drachen könnten ihre Bitten und Wünsche zu den Göttern tragen. Das trug dazu bei, dass sich viele Feste - wie zum Beispiel das japanische Neujahrsfest - entwickelten, bei denen die Menschen noch heute Drachen steigen lassen.
Durch den Handel mit fernöstlichen Ländern kamen Drachen im 16. Jahrhundert nach Christus nach Europa. Anfang des 18. Jahrhunderts erkannte die Wissenschaft, dass dieses Kinderspielzeug auch für Versuche eingesetzt werden kann. Eines der bekanntesten Experimente mit Drachen führte Benjamin Franklin durch, der die Wirkung von Blitzen erforschte.
Schon früh wurden Drachen bei der Kriegsführung eingesetzt. Hier einige Beispiele:
- Im alten Japan wurden an Drachen Gegenstände befestigt, die unheimliche Geräusche erzeugten. In der Nacht ließen die Heerführer diese Drachen über ihren Feinden steigen. Diese glaubten, sie würden von bösen Geistern angegriffen.
- Drachen mit speziellen Zeichnungen wurden früher in Korea zur Weiterleitung von Befehlen an ferne Truppen genutzt.
- In Europa konnte mit Hilfe von Drachen bei Belagerung die Entfernung von feindlichen Stellungen bestimmt werden. Die Drachen wurden dabei zum Absturz gebracht. Danach wurden sie eingeholt und die Länge der Schnurr vermessen.
Auch durch Drachen entstand beim Menschen der Wunsch selbst fliegen zu können. Die ersten Entwicklungen von Fluggeräten wurden deutlich von Drachen beeinflusst.
Materialkunde
Alle Drachen bestehen aus
- dem Drachengewebe
- der Drachenwaage
- dem Waagering, in den der Wirbel an der Drachenleine eingehängt wird.
Die meisten Drachen verfügen zusätzlich über ein festigendes Gestänge. Für einen ruhigen Flug werden Kiele, Schwänze und auch Schleppsäcke benutzt.
Drachengewebe
Papier
Papier ist ein billiges Naturmaterial und kann mit allen Farben bemalt werden. Schöner, aber etwas teurer ist das Drachenpergamin, ein durchscheinendes, glänzendes Papier, das es in herrlich kräftigen Farben zu kaufen gibt. Es kann nur mit Klebstoff geklebt werden. Papier ist leider wenig wetterfest und auch nicht sehr reißfest.
Seide
Seide ist ebenfalls ein billiges Naturmaterial und kann mit Stofffarben und Seidenmalfarben bemalt sowie mit Batikfarben gefärbt werden. Zur Verarbeitung ist nur Nähen zu empfehlen, da Seide nicht verlässlich verklebt werden kann. Seide ist zwar wetterfest, kann jedoch beim Absturz z.B. in Büsche leicht reißen. Für Drachen, die künstlerisch gestaltet werden sollen, ist Seide unser Tipp.
Tyvek
Tyvek, auch Papierstoff genannt, ist ebenfalls kostengünstig und kann mit Stofffarben, Plaka oder Lack bemalt werden. Färben mit Batikfarben funktioniert nicht. Tyvek kann mit Alleskleber geklebt oder vernäht werden und ist extrem wetter- und reißfest. Für Einsteiger und zum Bau von Prototypen ist Tyvek ideal.
Spinnaker
Spinnaker ist das optimale Nylongewebe für Hochleistungsdrachen. Spinnaker lassen sich praktisch nicht färben oder bemalen, werden dafür aber in vielen Farben angeboten. Dieses Material ist extrem wetter- und reißfest und kann nur genäht werden.
Gestänge
Ein Großteil der Drachen verfügt zusätzlich über ein Gestänge, das der Form des Drachen die nötige Festigkeit verleiht. Als Materialien dienen vorrangig:
Bambus
Bambusrohre sind leicht und recht beständig gegen Verbiegung und Feuchtigkeit. Bambus wird als Rohr oder als gespaltenes Rohr verarbeitet. Berücksichtigen muss man die regelmäßigen Verdickungen innerhalb der Stangen.
Ramin
Stangen aus Ramin sind leicht und preiswert und können recht hoch belastet werden. Raminholz hat den Nachteil, dass es bei feuchter Witterung oder bei einem Absturz ins Wasser zu quellen beginnt.
Glasfaser (GFK)
Glasfaserrohre oder –vollstäbe sind erheblich schwerer und teurer als Ramin oder Bambus. Sie sind extrem belastbar und gut zu verarbeiten. Bei Sägearbeiten muss jedoch unbedingt eine Schutzmaske getragen werden, denn der Sägestaub ist sehr gesundheitsschädlich. Auch Handschuhe sind wegen der winzigen Glasfasersplitter empfehlenswert.
Kohlefaser
Kohlefaser gehört zu den leichtesten und belastbarsten Materialien für Drachengestänge und wird deshalb bei guten Hochleistungsdrachen verwendet. Kohlefaserrohre oder –Vollstangen sind teurer als Glasfaser.
Drachenleine
Die Zugkraft der Drachenleine muss auf den Drachen abgestimmt sein. Als Materialien dienen:
Polyester
Hier sollte man den geflochtenen Leinen den Vorzug vor den verzwirnten geben, da die geflochtenen Polyesterleinen widerstandsfähiger gegen das Verdrehen sind. Die Enden der Schnüre werden mit Hitze (z.B. Kerze oder Feuerzeug) gegen das Auflösen verschmolzen.
Kevlar / Twaron Kevlarleinen sind teuer und extrem reißfest, jedoch kaum dehnbar. Das ist beim Steuern von Lenkdrachen ein großer Vorteil. Lenkdrachenanfänger sollten unbedingt beachten, dass bei Unfällen an Mensch und Tier, wegen der hohen Reißfestigkeit der Kevlarleine, erhebliche Verletzungen entstehen können. Die Leine ist weiters UV-lichtempfindlich, weshalb man sie nicht unnötig in der Sonne liegen lassen sollte.
Dyneema / Spectra Diese Leinen sind von ihren Eigenschaften vergleichbar mit Kevlar. Sie sind jedoch nicht UV-lichtempfindlich, haben einen niedrigeren Schmelzpunkt und weisen dadurch auch eine geringere Verletzungsgefahr auf.
Drachenarten
In den diversen Spielwarengeschäften, Kaufhäusern oder Drachenfachgeschäften wird eine Vielzahl von Drachen angeboten. Eine gute Beratung empfiehlt sich auf jeden Fall. Das Angebot reicht von Drachen für das einfache Freizeitvergnügen bis hin zu komplizierten Lenkdrachen für den Leistungssport. Ein Drache muss nicht unbedingt schön sein, dafür sollte er über optimale Flugeigenschaften verfügen. Entscheidend sind: geringes Gewicht, Widerstand und Stabilität. Beim Drachenbau solltet ihr unbedingt auf exakte Symmetrie und genaue Maße achten. Die Hilfe eines Erwachsenen kann da schon oft von Vorteil sein.
Flachdrachen
Flachdrachen Anfänger sollten sich zunächst für einen Flachdrachen entscheiden und berücksichtigen, dass etwas größere Drachen oft stabiler und ruhiger fliegen als ganz kleine. Flachdrachen fliegen schon bei weniger Wind als die anspruchsvolleren Kastendrachen. Sie haben nur eine Fläche in einer Ebene (wie z.B. der beliebte Diamant oder das Rechteck) und in der Regel nur eine Leine. An den Materialien der traditionellen Drachen (Seide, Bambus und Papier) hat sich seit vielen Jahrhunderten nichts geändert.
Lenkdrachen
Lenkdrachen sind überhaupt erst für Kinder ab dem achten Lebensjahr zu empfehlen. Sie erreichen eine hohe Geschwindigkeit und es ist sinnvoll, diese nur in Begleitung eines Erwachsenen steigen zu lassen. Besonders ist darauf zu achten, dass andere Menschen nicht gefährdet werden und es zu keiner Sachbeschädigung kommt. Lenkdrachen gibt es seit etwa 1970. Beginnen sollte man am besten mit einem zweileinigen Lenkdrachen. Vierleinige Lenkdrachen erfordern sehr viel Übung und so bleibt anfänglich oft der Spaß auf der Strecke. Es gilt: Lieber etwas einfacher beginnen und bei mäßigem Wind Erfahrungen sammeln.
Beim Lenkdrachen hält man in jeder Hand eine Schlaufe oder einen Griff, an der eine Drachenleine befestigt ist. Durch Zugbewegungen mit der einen oder anderen Hand kann man den Drachen lenken, ihn steigen oder sinken lassen, aber auch Figuren wie Kurven oder Loopings fliegen. Es gibt auch Modelle, bei denen man hinter den ersten Lenkdrachen noch weitere hängen und so ein Gespann fliegen kann. Bei den verschiedenen Drachenfesten, die es überall gibt, lassen sich Profi-Lenkdrachenpiloten bei ihrer Kür mit Musik beobachten und bestaunen.
Hightech-Drachen
In den letzten Jahren haben sich sogenannte Hightech-Drachen entwickelt. Dabei entwickeln manche Drachenmodelle so viel Zug, dass der Pilot schon ein Trapez (Brustgurt) braucht um die Kräfte zu bändigen. Eine Trendsportart die sich daraus entwickelt hat ist das Kite-Surfen. Hier steht der Sportler auf einem Surfbrett, wird vom Drachen mit hoher Geschwindigkeit über das Wasser gezogen und springt über die Wellen. Durch den Drachen fliegen die Kite-Surfer meterhoch durch die Luft.
Technik
Der Start
Ihr startet einen Drachen immer gegen den Wind, weil so die Auftriebskräfte am größten sind. Um festzustellen aus welcher Richtung der Wind weht, beobachtet ihr am besten andere Flugobjekte, Fahnen oder ähnliches. Bei normalem Wind ist der Start eher problemlos. Schon von den ersten Metern an muss sich euer Drache allein in der Luft steigend halten können.
Ist der Wind nicht stark genug, empfiehlt es sich den Start mit einer zweiten Person zu versuchen. Eine Person hält die Leine, die andere Person stellt sich mit dem Drachen etwa 45 Meter in Windrichtung auf. Der Schwanz des Drachens wird am Boden ausgebreitet, damit er von Anfang an gut fliegt. Die erste Person muss sich bemühen, die Leine schwebend zu halten.
Macht sich ein leichtes Anheben des Drachens bemerkbar, zieht ihr ein wenig an der Leine an um das Aufsteigen zu verstärken. Die Person, die den Drachen hält, lässt den Drachen los , die andere Person muss die Leine schnell aufrollen oder rasch die Leine an sich ziehen. Mit ein wenig Übung klappt es sicher!
Die Haspel
Die Haspel kann verschiedene Formen haben. Eingesetzt werden Spulen, Spindeln oder einfache Platten, die am handlichsten sind. Die Größe der Platte hängt von der Länge der Drachenschnur ab. Wichtig ist, dass sie keine scharfen Kanten hat, damit die Schnur geschont wird. Außerdem ist eine Aussparung für die Hand unbedingt erforderlich.
Um Verbrennungen oder Schnittwunden durch die Drachenschnur zu vermeiden, empfiehlt es sich beim Drachensteigen Handschuhe zu tragen.
Gelände
Ist der Drachen fertig gebastelt, kann es eigentlich schon los gehen. Ob das Drachensteigen dann auch zum richtigen Spaß wird, hängt sehr maßgeblich von der richtigen Umgebung ab.
Für die Auswahl des geeigneten Geländes gilt, je größer, desto besser. Bäume, Hügel und Gebäude sind der Feind jedes Drachenfliegers, denn diese Hindernisse muss der Wind erst umströmen. Ein zehn Meter hoher Baum zum Beispiel verwirbelt den Wind auf 50 Meter Höhe! Die erzeugten Wirbel erschweren das Lenken des Drachens erheblich. Auch hohes Gras und Löcher im Boden können mitunter für den Piloten gefährlich werden. Deshalb empfiehlt sich nach Möglichkeit ein gut gepflegter Rasen.
Unser Tipp für die besten 5 Drachenplätze in Wien - Donauinsel - Donaupark - Wienerberg - Laaer Berg - Steinhofgründe
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